Die Anfänge der Kors

Meine Eltern kamen in den frühen sechziger Jahren nach Deutschland, erst mein Vater und dann meine Mutter. Mein Vater war ein gelernter KFZ Mechaniker und kam aus einer armen Familie. Meine Mutter im Gegensatz kam aus einer reichen Familie, da allerdings aus dem ärmeren Zweig, da meine Oma mit ihren drei Kindern, also meiner Mutter Raziye, und meinen beiden Tanten Nafiye und Hatice, als diese noch kleine Kinder waren, von ihrer Familie verstossen wurde.
Für damalige und auch türkische Umstände eine ziemlich schlimme Angelegenheit, da sie im religiösen Zentrum der Türkei, in Konya ihre drei Töchter groß ziehen musste.
Konya ist für seine tanzenden Derwische bekannt, als auch für das Mevlana Museum.

Mein Vater kam Anfang der sechziger Jahre nach Backnang, einer Kleinstadt 30 Kilometer vor Stuttgart. Backnang war früher eine Gerberstadt, die weltweit die Leder verarbeitende Industrie belieferte. Auch die Spinnerei J. F. Adolff Wollspinnerei waren weltweit bekannt.
Darüber hinaus war auch die Firma Kaelble hier ansässig, einem Weltmarktführer für Schwerlastkraft-Fahrzeuge, Bagger und Güter-Loks.
Das war auch der eigentliche Grund, warum mein Vater nach Backnang kam, allerdings erstmal nicht als Gastarbeiter, sondern als Praktikant. Einer meiner Mutter ihrer Onkel hatte einen Nutzfahrzeug-Reparaturdienst, und hatte auch Kaelble im Sortiment. Im Rahmen der Heirat mit meiner Mutter hatte mein Vater eine Anstellung bei diesem Onkel gefunden und sollte sich erstmal in Backnang in die Materie einarbeiten.

Nun, irgendwie haben sich mein Vater und dieser Onkel dann zerstritten, weshalb dann mein Vater es vorzog, in Backnang zu bleiben und meine Mutter schwanger nachzuholen.
1963 kam dann meine Schwester Leyla auf die Welt, kurz danach arbeitete meine Mutter wie mein Vater auch in der Gerberindustrie. Mein Vater wechselte dann auch zu Daimler und zu dem Zeitpunkt, als ich 1970 auf die Welt kam zu Klöpfer, einem Strassenbau-Unternehmen in Winnenden-Birkmannsweiler. Es folgten mehrere Arbeitgeber, schlussendlich ging er zu Daimler zurück und wurde dort dann auch als Rentner im Jahr 1993 verabschiedet.
Meine Mutter ging relativ bald, nach dem wir nach Backnang gezogen waren, bei der Robert Bosch GmbH in Lohn und Brot.

Nun, beide Eltern in Vollzeit berufstätig, wie konnte das dann mit den Kindern funktionieren? Nun, meine Schwester war sieben Jahre älter, Als ich eingeschulte wurde, war sie dreizehn, schon in der Kindergarten Zeit war es so, das ich danach bei Nachbarn unterkam, und wenn sie dann von der Schule kam, mich dort abholte. Die Zeit mit ihr war wie ein Katz und Maus Spiel, ich war halt der kleine Bruder, an dem man seine Launen auslassen konnte

Wenn ich mich dann abends bei dem Elternteil beschwerte, gab es für sie Ärger, den sie dann Tags darauf an aus liess. Das änderte sich erst, als ich so 13 Jahre alt wurde, und an Körpergröße zulegte, damit fing ich dann an, mich auch zu wehren.

Meine Schwester Leyla schloss die Hauptschule an der Talschule Maubach bei Backnang ab, und machte dann an dem Berufschulzentrum im Backnang eine Ausbildung zur Stenotypistin. Nachdem sie eine Anstellung im Sozial- und Familienministerium also Schreibkraft gefunden hatte, befanden meine Eltern, das es jetzt mit 19 an der Zeit sei zu heiraten.
Das war so um 1985. Meine Schwester zog mit.